Erinnern

Am 27. Januar wird an die Befreiung des Vernichtungs- und Konzentrationslager Auschwitz durch die sowjetische Armee 1945 erinnert. 2025 wird der 80. Jahrestag begangen. Der 1996 von Bundespräsidenten Roman Herzog in Deutschland initiierte Gedenktag wurde 2005 von den Vereinten Nationen als Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust eingeführt.
Immer mal wieder fällt in Gesprächen der Satz „Es muss doch mal Schluss sein mit der Geschichte“. Gemeint ist die NS-Geschichte und insbesondere die Erinnerung an die Ermordung der europäischen Juden und weiterer Millionen von Menschen durch Deutsche im Zweiten Weltkrieg.
Der Psychoanalytiker Zvi Rex sagte sarkastisch: "Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen."[1] Diese Täter-Opfer-Umkehr ist symptomatisch und leider auch die Überzeugung „Irgendwas müsse an den Juden ja sein, dass sie gehasst werden.“ Jüdische Menschen würden sich vielleicht auch wünschen „Es muss doch mal Schluss sein mit der Geschichte“, aber unter ganz anderen Vorzeichen. Der wachsende Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft zeigt, dass eben die Aufarbeitung der NS-Geschichte nicht abgeschlossen ist, sondern noch intensiviert werden sollte. Bis heute ist es schwer, über die Täter in der NS-Zeit, auch bei uns vor Ort etwas zu erfahren. Dabei hat der Holocaust auch vor unserer Haustür stattgefunden. Im KZ Hinzert sind ein Drittel der jüdischen Häftlinge von deutschen SS-Angehörigen tot geprügelt worden. Jüdische Männer, Frauen und Kinder sind vor den Augen der Nachbarn deportiert worden. Es ist die Abwehr der Erinnerung, die unsere Gesellschaft wieder anfällig macht für Phantasien von völkischer Reinheit und Hetze gegen Juden als vermeintlich Schuldige. Die deutsche Bischofskonferenz hat am 22. Februar 2024 konstatiert: „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar.“ Ich bin froh, dass die Kirche heute eindeutig Stellung nimmt.
Wort zum Alltag, 27. Januar 2025
Dr. Sabine Arend, leitet die Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert in Trägerschaft der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz und engagiert sich ehrenamtlich in der Pfarrei Glaube-Liebe-Hoffnung Wadern.