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Wanderung zwischen den Welten

Am 10. April fand eine bemerkenswerte Veranstaltung auf dem Friedhof in Wadern statt. Unter dem Motto „Wanderung zwischen den Welten“ wurde der Friedhof als ein Ort der Begegnung und des Austauschs präsentiert, nicht nur als Stätte der Trauer.
Veranstaltung auf einem Friedhof mit einer Gruppe von Menschen
Datum:
22. Apr. 2024
Von:
Rainer Stuhlträger

Wanderung zwischen den Welten

Ein Friedhof wird zum Begegnungsort

Wadern(eil). "Wir wollten das Thema Sterben und Tod einmal anders verpacken." Mit diesen Worten begrüßte Karin Jacobs, die Leiterin der Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungszentren der Caritas Saar-Hochwald, ihre Gäste an der Einsegnungshalle des Waderner Friedhofes.

Auch Bürgermeister Jochen Kuttler war gekommen und hatte einige Leute mitgebracht, die beruflich mit dem Thema Tod und Beerdigung zu tun haben. "Der Friedhof braucht mehr Leben", so Kuttler, "denn der Tod gehört ins Leben hinein." Allerdings müsse ein Friedhof auch verwaltet und finanziert werden und das nach Möglichkeit, ohne die trauernden Menschen dabei aus dem Blick zu verlieren.

Geribert (Gerd Schmitt), "Wanderer zwischen den Welten", nahm die Besucher dann mit in verschiedene Bereiche des Friedhofes, wo sie eingeladen waren darüber nachzudenken, was sie mit diesem Ort verbinden. Können sie hier zur Ruhe kommen, an die Verstorbenen und ihre eigene Sterblichkeit denken oder vielleicht auch zu anderen Menschen Kontakt finden? Ricardo Angel-Peters begleitete die Gruppe mit einfühlsamen Saxophon- und Klarinettenklängen auf diesem ganz besonderen Weg.

 

Ein Mann erzählt auf dem Friedhof

Erster Haltepunkt war der behindertengerecht begehbare Friedwald. Hier ruht die Asche der Verstorbenen unter einem Baum und am Weg gibt es halbkreisförmig angeordnete Namenstafeln, an denen Blumen und Kerzen aufgestellt werden können.

"Ich komme fast täglich hierher", erzählt ein Besucher und berichtet über viele schöne Gespräche mit anderen Trauernden. Er wünscht sich mehr Bänke oder eine Sitzgruppe für den oft eintretenden Fall, dass diese Gespräche etwas länger dauern. "Grabpflege gibt das Gefühl, noch etwas für den Verstorbenen tun zu können", merkte eine Dame an und eine weitere hat die Beobachtung gemacht, dass Friedhöfe oft auch wie ein Park genutzt werden, wo man in Ruhe sitzen und vielleicht auch einfach nur ungestört lesen kann.

An einem weiteren Haltepunkt las Geribert die Geschichte von der "traurigen Traurigkeit", die von vielen verdrängt und nur von wenigen wirklich gelebt und erlebt werden wollte und die schließlich von der Hoffnung getröstet und begleitet wurde.

An einem alten Grab mit einem verwitterten Holzkreuz und einer zerbrochenen Christusfigur kam die Frage auf, was einmal von uns übrig bleiben soll und wie wir uns das Jenseits vorstellen. Viele äußerten die Hoffnung, ihre vorangegangenen Lieben wiederzusehen. Pastor Stefan Sänger meinte humorvoll: "Ich bin gespannt, ob das, was ich den Menschen gepredigt habe, dann auch tatsächlich in Erfüllung geht."

Bei den kreisförmig um einen Stein gruppierten Kindergräbern konnte sich kaum jemand der Beklemmung entziehen. Im ältesten Teil des Friedhofes spielte Angel-Peters ein jüdisches Klagelied, das in einem hoffnungsvolle "Hava nagila" ausklang und von den Gästen begeistert mitgeklatscht wurde.

 

Eine Musiker mit Klarinette spielt auf einem Friedhof

Jeder bekam als Andenken an diesen Tag einen Stern, der ihm leuchten möge, einen Faden, damit er selbigen in seinem Leben niemals verlieren möge, und ein Kräuterbündel, denn die letzte Station galt Mutter Rosa, deren Gedenkstätte nach Schließung des Waderner Krankenhauses auf den Friedhof verlegt worden war. Ein von Alfons und Irmgard Wack liebevoll gepflegtes Kräuterbeet erinnert an die Ordensfrau, die mit ihrem Hospiz, dem späteren Krankenhaus, der ganzen Region zum Segen wurde.

Nach der Wanderung zwischen den Welten mochte man sich noch gar nicht so recht trennen. Die Gäste standen noch eine ganze Weile in Grüppchen zusammen und plauderten, und als sie sich dann auf den Heimweg machten, nahmen sie viele Impulse und gute Gedanken mit.

Ute Keil, Saarbrücker Zeitung