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Vergeben - vergessen

Manchmal können wie es selbst erleben, oder bei anderen Menschen beobachten, dass die Vergangenheit die Fähigkeit hat uns nachzulaufen.
zwei Hände nähern sich, um sich die Hände zu reichen
Datum:
4. März 2024
Von:
Rainer Stuhlträger

Manchmal können wie es selbst erleben, oder bei anderen Menschen beobachten, dass die Vergangenheit die Fähigkeit hat uns nachzulaufen.

Ein schwedischer Graf besaß ein Stammbuch, in das drei Staatsmänner und Zeitgenossen ihre Lebensweisheiten eingetragen hatten. Der alte französische Minister Guizot schrieb: „In meinem ganzen Leben habe ich zwei weise Lehren gelernt: Die eine ist, vieles zu vergeben, die andere, nichts zu vergessen.“ Darunter schrieb ein anderer Staatsmann: „Ich habe gefunden, dass ein wenig Vergessen der Aufrichtigkeit der Vergebung nicht schadet.“ Direkt darunter schrieb der preußische Staatsmann Bismarck seine Gedanken über Vergeben und Vergessen: „In meinem Leben habe ich gelernt, viel zu vergessen und mir viel vergeben zu lassen.“

Wer der Vergangenheit ständig viel Raum gibt und besonders alte „Schulden“ neu belebt, tut sich und seinen Mitmenschen einen schlechten Dienst. Natürlich haben wir ein „gutes“ Gedächtnis und können wie ein „guter“ Buchhalter die Fehler und die Schuld Anderer immer wieder abrufen. Das haben wir in der Regel recht gut trainiert. Vergangenes und besonders Vergebenes muss vergangen bleiben, sonst nähren wir nur die innere Bitterkeit. Vorwürfe, Anklagen und Kritik liegen auf der Lauer. Darum hat Bismarck recht: „In meinem Leben habe ich gelernt, viel zu vergessen und mir viel vergeben zu lassen.“ Wir können vergessen, wenn uns vergeben ist. Es auch uns nicht zulassen es immer wieder zu er(zählen). Wir können vergeben, wenn uns vergeben wurde.

Wenn es zu meiner tiefen und ehrlichen Lebenserfahrung gehört, dass GOTT den Riss zwischen mir und IHM geflickt hat, weil ER mir vergeben hat, kann ich die vielen Risse zwischen mir und meinen Mitmenschen leichter flicken, durch aktives Vergeben und nicht wieder hervorkramendes Vergessen.

Es ist übrigens die einzige Bitte im VATER UNSER, die an eine Bedingung geknüpft ist: Der VATER im Himmel vergibt uns, wenn wir unseren Schuldigern vergeben, wenn wir unserem Nächsten seine Taten von gestern nicht vorrechnen, wenn wir die Schuld im Schoße der Vergangenheit belassen.

 

Pastor i. R. Robert Kloppenburg, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinden