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Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung

Plakat bei einer Demo mit der Aufschrift 'Nie wieder ist jetzt'
Datum:
8. Mai 2024
Von:
Rainer Stuhlträger

Heute vor 79 Jahren endete der 2. Weltkrieg. Für viele Deutsche war der 8. Mai der Tag der Kapitulation, der Niederlage. Viele Deutsche verbinden mit ihm Vertreibung und Flucht und auch den Beginn der langen Teilung Deutschlands. Dennoch können wir rückblickend den 8. Mai als den Tag der Befreiung ansehen, wie es der damalige Bundespräsident Richard von Weizäcker in seiner großen Rede bereits 1985 gemacht hat. „Der  8. Mai hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. (…) Der 8. Mai 1945 ist nicht vom 30. Januar 1933 zu trennen. (…) Es gab und es gibt den Versuch allzu vieler, nicht zur Kenntnis zu nehmen, was geschah.“ Nur durch die Befreiung  vom nationalsozialistischen System von außen konnte sich in Deutschland eine demokratische, vielfältige und bunte Gesellschaft entwickeln, in der die Würde jedes einzelnen Menschen unantastbar ist und die ihren Platz in der Mitte Europas hat. Auf diese demokratische, vielfältige und bunte Gesellschaft dürfen wir stolz sein. Demokratie kann auch anstrengend sein. Sie ist ein ständiges Suchen und Ringen nach Lösungen in einer immer komplizierteren Welt. Aber sie ist für mich die einzige Form, die vor Totalitarismus schützt. Es gilt die Demokratie gegen jene zu verteidigen, die vermeintlich einfache Antworten haben und sie am liebsten abschaffen wollen. Ich bin froh, dass auch im Hochwald in den letzten Wochen unter dem Motto „Der Hochwald bleibt bunt“ viele Hunderte Menschen für die Demokratie auf die Straße gegangen sind. Die nächste Demonstration ist am 24. Mai in Losheim. In seiner Rede zitiert Weizäcker eine jüdische Weisheit: „Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung.“ So kann uns der 8. Mai und die Erinnerung an den mörderischen Krieg und die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten Kraft geben, uns weiterhin für eine lebendige, demokratische, bunte und vielfältige Gesellschaft einzusetzen.

Pastoralreferent Karl Josef Schmitt, Pastoraler Raum Wadern