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Caminando Juntos – Gemeinsam unterwegs

Man sieht in geschwungener Form die Wörter Caminando juntos - gemeinsam unterwegs. Dazu die Wörter Bistum Trier bzw. Bolivien
Datum:
25. Sept. 2024
Von:
Rainer Stuhlträger

 

Seit über 60 Jahren gibt es im Bistum Trier eine Partnerschaft mit der Kirche von Bolivien. In diesen Jahrzehnten sind viele Freundschaften entstanden. Viele schöne Geschichten werden erzählt. Eine davon konnte ich selbst erleben, als ich im Frühjahr in Bolivien war:

„Dieser Mann hat mir das Leben gerettet!“ Mit diesen Worten begrüßt uns ein junger Mann an der Pforte des Centro Colmena in der bolivianischen Stadt Tarija. Er zeigt auf einen hageren älteren Mann mit freundlichen Augen und gewinnendem Lächeln. Dieser Mann ist Pater Alejandro. Er leitet seit vielen Jahren das Centro Colmena am Stadtrand von Tarija. Die Gegend im Süden Boliviens genießt als Weinbauregion einen ähnlich guten Ruf wie Mosel oder Rhein. Wein ist dort überall präsent und sehr günstig – manchmal günstiger als sauberes Wasser. Entsprechend hoch ist der Anteil an Menschen mit Alkoholproblemen.

Pater Alejandro hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihnen zu helfen. Etwa 60 Menschen leben in seinem „Centro“ zusammen. Die meisten von ihnen waren früher alkoholkrank oder versuchen gerade, vom Alkohol loszukommen. So auch der junge Mann, der uns die Tür geöffnet hat. Juan heißt er, ist 18 Jahre alt und früh mit Drogen und Alkohol in Kontakt gekommen. „Ich wäre verloren gewesen, wenn ich nicht hierher gekommen wäre“, sagt Juan. Und wieder blickt er dankbar auf Pater Alejandro. „Er ist ein ganz besonderer junger Mann“, sagt dieser. „Alle hier sind besonders. Sie wollen ihr Leben ändern und strengen sich dafür gewaltig an.“ Das Besondere am Centro Colmena: die Tür ist immer offen. Niemand wird zu einem Aufenthalt gezwungen. Jeder kann kommen und gehen, wann er möchte – in Bolivien bei solchen Einrichtungen keine Selbstverständlichkeit.

Pater Alejandro weiß, dass die Versuchung groß ist, einfach zu gehen und in das „alte“ Leben zurückzukehren: „Gerade in solchen Momenten des Zweifelns brauchen die Menschen hier Halt und Unterstützung.“ Diese finden sie im Gespräch mit Pater Alejandro, im Gebet und im gemeinsamen Arbeiten. „Zusammen etwas schaffen und sehen, dass ich etwas kann. Das bringt Selbstvertrauen und Würde“, davon ist Pater Alejandro überzeugt. Ihm ist wichtig, dass die Bewohner Verantwortung für sich selbst und für das gemeinsame Zusammenleben übernehmen – und auch, dass sie sich persönlich und beruflich weiterbilden. Daher gibt es verschiedene Werkstätten wie Schreinerei, Metallverarbeitung und eine Bäckerei. Auch einen eigenen Gemüsegarten und eine Kleintierzucht gibt es vor Ort. Die Bewohner helfen mit, die laufenden Kosten des Centro zu decken, indem sie die von ihnen hergestellten Produkte verkaufen.

Juan bietet uns stolz etwas von dem Brot an, das er eben gebacken hat. Er will einmal eine eigene Bäckerei eröffnen und seine eigenen Brotkreationen verkaufen. „Brot ist Leben“, sagt er. „Und weil ich mein Leben hier neu gefunden habe, will ich etwas davon weitergeben.“ Es klingt fast wie ein Glaubenszeugnis. Und vielleicht ist es das ja auch. Juan ist jedenfalls überzeugt: „Gott hat mich hierher geführt. Und Pater Alejandro war mein Engel, der mich gerettet hat.“ Da lächelt der alte Mann wieder. Und leise fügt er hinzu: „Wir sind hier alle Engel füreinander. So sollte es überall sein.“ Was für ein schöner Satz an diesem besonderen Ort. Auch jetzt noch berührt er mich.

Es gibt viele solcher Geschichten aus der langjährigen Partnerschaft zwischen dem Bistum Trier und Bolivien. Menschen und Orte, die uns über Grenzen hinweg miteinander verbinden. Das ist ein Grund zu feiern und das tun wir im Rahmen der Bolivienpartnerschaftswoche vom 28. September bis 6. Oktober. Es gibt Veranstaltungen und die Möglichkeit, Projekte wie das Centro Colmena  zu unterstützen. Nähere Infos, Termine und Hinweise zu den Projekten gibt es unter: www.bolivien.bistum-trier.de

Pastoralreferent Dr. Thorsten Hoffmann  

Jugendkirche MIA