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Hermandad:Mal etwas mehr Geschwisterlichkeit

Menschen stehen im Atrium der Jugendkirche Mia
Datum:
1. Okt. 2025
Von:
Rainer Stuhlträger
Manchmal gibt es Wörter in anderen Sprachen, die ein Gefühl viel besser zum Ausdruck bringen, als es die eigene Muttersprache könnte. Ein lang gezogenes „Wooow!“ genügt schon, um meine Begeisterung zu zeigen. Wenn ich vor einer Leistung Respekt habe, dann reicht das kurze Wort „Chapeau!“, um vor meinem inneren Auge das Bild einer ehrfürchtigen Verbeugung entstehen zu lassen. Und wer den Film „König der Löwen“ kennt, der weiß, dass die Worte „Hakuna Matata“ die ganze Leichtigkeit des Seins in Kurzform beschreiben.

Mir fällt noch ein anderes solches Wort ein, das Gefühle kurz und knapp beschreibt: „Hermandad“. So heißt die Partnerschaft zwischen dem Bistum Trier und der katholischen Kirche in Bolivien. Seit 65 Jahren besteht diese Verbindung, die sich in vielen persönlichen Kontakten, gemeinsamen Projekten, Begegnungsreisen und Freundschaften ausdrückt. In dieser Zeit sind sich Menschen hier und dort nahegekommen – jenseits von sprachlichen, kulturellen und räumlichen Grenzen.

 

Hermandad! Das heißt übersetzt wohl am ehesten: Geschwisterlichkeit. Das Wort bringt etwas zum Ausdruck, was sich im Deutschen nicht so einfach sagen lässt: Wir sind miteinander verbunden. Wir sind eine Menschheitsfamilie. Aufeinander bezogen wie Geschwister. Mit gleichem Ursprung und einem gemeinsamen Weg durch diese Zeit.

Um diese Verbundenheit zu feiern, findet jedes Jahr Ende September eine Bolivienpartnerschaftswoche statt – in Bolivien heißt sie: „Semana de la Hermandad“. In diesem Jahr wird ab dem 27. September in Deutschland und Bolivien gefeiert, mit Gottesdiensten, Begegnungen, Ausstellungen und Gesprächsforen. Außerdem werden mehrere bolivianische Bischöfe im Bistum Trier zu Gast sein und unter anderem den Tag der Deutschen Einheit in Saarbrücken mitfeiern.

In der Partnerschaftswoche soll die Hermandad besonders spürbar werden, die Geschwisterlichkeit zwischen Menschen aus unterschiedlichen Teilen der Welt. Weder Hautfarbe noch Sprache oder Kultur trennen uns voneinander. Im Gegenteil: Unsere Vielfalt ist eine Bereicherung! Klar kann das vielfältige Leben auch mal anstrengend sein, aber die Mühe lohnt sich. In Freundschaft und Solidarität ist so vieles möglich, was alleine nicht gelingt.

Ich wünsche mir für unsere heutige Welt mehr „Hermandad“, mehr Geschwisterlichkeit und das Gefühl, gemeinsam zu einer großen Menschheitsfamilie zu gehören. Zu einer Familie, in der man aufeinander achtet, zueinander steht und das gemeinsame Haus bewahrt. Die Hermandad zwischen den Kirchen von Trier und Bolivien könnte hierfür ein kleines Vorbild sein – so wie viele andere Partnerschaften weltweit, in denen Menschen sich geschwisterlich verbinden. Es lohnt sich, dabei mitzumachen!

Wer etwas vom Geist der Hermandad erleben möchte, ist herzlich am Sonntag, 28. September, um 11 Uhr zu einem deutsch-bolivianischen Gottesdienst mit anschließendem Imbiss in die Jugendkirche MIA nach Rappweiler eingeladen.

Dr. Thorsten Hoffmann, Jugendkirche MIA