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„Der Friede sei mit euch allen!“

Papst Leo IVX zeigt sich nach seiner Wahl
Datum:
12. Mai 2025
Von:
Rainer Stuhlträger

Letzte Woche habe ich an einer Wallfahrt nach Altötting mit der Pfarrei Losheim teilgenommen. Ein paar Tage, die so ganz anders waren als der normale Alltag: mit Gebet, mit interessanten Ausflügen– und mit Gesprächen, die in ihrer Tiefe überrascht haben. Gerade im gemeinsamen Unterwegssein öffnen sich manchmal Herzen, so wie die Emmaus-Jünger es erlebt haben.

Doch ein Moment dieser Wallfahrt wird mir ganz besonders in Erinnerung bleiben – und das hat mit einem Ereignis zu tun, das nicht in Altötting, sondern in Rom stattgefunden hat: die Wahl eines neuen Papstes.

Ich werde es nie vergessen: Wir saßen gerade beim Abendessen im Hotel, als plötzlich alle still wurden – fast ehrfürchtig, fast elektrisiert. Die Smartphones lagen nicht mehr nur auf dem Tisch – alle hielten sie gespannt in der Hand. Wann erscheint weißer Rauch? Wer wird es sein?

Dann, um 20:10 Uhr, der Moment: Auf der Mittelloggia des Petersdoms trat Papst Leo XIV. zum ersten Mal vor die Welt. Und seine ersten Worte waren keine politischen Parolen, keine komplexen theologischen Sätze – sondern ganz einfach: „Der Friede sei mit euch allen!“

Mehrmals schluckte er. In seinen Augen glänzten Tränen. Kein triumphaler Auftritt – sondern ein bewegter Mensch, der die Größe des Augenblicks spürte. Und uns spüren ließ: Hier spricht einer mit dem Herzen.

Ein Satz, der in seiner Schlichtheit alles sagt. Und vielleicht gerade deshalb so stark ist: weil er nicht laut, sondern leise daherkommt. Wie der Friede des auferstandenen Christus: unbewaffnet und entwaffnend, demütig und beharrlich. Ein Friede, der nicht aus der Welt kommt, sondern von Gott – dem Gott, der uns alle liebt, bedingungslos.

Ich wünsche mir, dass dieser Friedensgruß nicht nur eine päpstliche Formel bleibt, sondern sich in unseren Alltag einwebt: in unsere Familien, unsere Gespräche, unsere Entscheidungen. Vielleicht beginnt echter Friede ja genau so – in einem Wallfahrtsgespräch, bei einem Abendessen oder im Blick auf das, was größer ist als wir.

Denn wenn Christus uns den Frieden zuspricht, dann meint er nicht Abwesenheit von Streit – sondern die Gegenwart seiner Liebe.

„Der Friede sei mit euch allen!“ – Möge dieser Satz uns begleiten. Nicht nur seit vergangenem Donnerstag um 20:10 Uhr, sondern Tag für Tag.

 

Kaplan Jens Bauer, Wadern