„Der Friede sei mit euch allen!“

Letzte Woche habe ich an einer Wallfahrt nach Altötting mit der Pfarrei Losheim teilgenommen. Ein paar Tage, die so ganz anders waren als der normale Alltag: mit Gebet, mit interessanten Ausflügen– und mit Gesprächen, die in ihrer Tiefe überrascht haben. Gerade im gemeinsamen Unterwegssein öffnen sich manchmal Herzen, so wie die Emmaus-Jünger es erlebt haben.
Doch ein Moment dieser Wallfahrt wird mir ganz besonders in Erinnerung bleiben – und das hat mit einem Ereignis zu tun, das nicht in Altötting, sondern in Rom stattgefunden hat: die Wahl eines neuen Papstes.
Ich werde es nie vergessen: Wir saßen gerade beim Abendessen im Hotel, als plötzlich alle still wurden – fast ehrfürchtig, fast elektrisiert. Die Smartphones lagen nicht mehr nur auf dem Tisch – alle hielten sie gespannt in der Hand. Wann erscheint weißer Rauch? Wer wird es sein?
Dann, um 20:10 Uhr, der Moment: Auf der Mittelloggia des Petersdoms trat Papst Leo XIV. zum ersten Mal vor die Welt. Und seine ersten Worte waren keine politischen Parolen, keine komplexen theologischen Sätze – sondern ganz einfach: „Der Friede sei mit euch allen!“
Mehrmals schluckte er. In seinen Augen glänzten Tränen. Kein triumphaler Auftritt – sondern ein bewegter Mensch, der die Größe des Augenblicks spürte. Und uns spüren ließ: Hier spricht einer mit dem Herzen.
Ein Satz, der in seiner Schlichtheit alles sagt. Und vielleicht gerade deshalb so stark ist: weil er nicht laut, sondern leise daherkommt. Wie der Friede des auferstandenen Christus: unbewaffnet und entwaffnend, demütig und beharrlich. Ein Friede, der nicht aus der Welt kommt, sondern von Gott – dem Gott, der uns alle liebt, bedingungslos.
Ich wünsche mir, dass dieser Friedensgruß nicht nur eine päpstliche Formel bleibt, sondern sich in unseren Alltag einwebt: in unsere Familien, unsere Gespräche, unsere Entscheidungen. Vielleicht beginnt echter Friede ja genau so – in einem Wallfahrtsgespräch, bei einem Abendessen oder im Blick auf das, was größer ist als wir.
Denn wenn Christus uns den Frieden zuspricht, dann meint er nicht Abwesenheit von Streit – sondern die Gegenwart seiner Liebe.
„Der Friede sei mit euch allen!“ – Möge dieser Satz uns begleiten. Nicht nur seit vergangenem Donnerstag um 20:10 Uhr, sondern Tag für Tag.
Kaplan Jens Bauer, Wadern